Projekt Trialogisches Theater – Borderline & Co auf Reisen
“Die Bühne scheint mir der Treffpunkt von Kunst und Leben zu sein.”
[Oscar Wilde (1854 – 1900)]
Die Themen rund um Borderline & Co sind mitten im Leben präsent. Deshalb liegt es nahe, die Auseinandersetzung mit ihnen dort zu führen, wo auch andere Lebensthemen verhandelt werden: in der Kunst. Wir haben uns auf den Weg gemacht, dies zu tun. Nach dem ARTline-Projekt im Jahr 2020, bei dem das Mittel die bildende Kunst war, um sich mit Borderline & Co künstlerisch zu befassen, hatte unser Mitglied Heike Engel die Idee, es 2021 mit Theater zu versuchen.
Aus einer Gruppe Interessierter entwickelte sich ein Ensemble, das kein fertiges Theaterstück suchte, sondern eine eigene Darstellung der Thematik auf der Bühne. Aus den gemeinsam entwickelten Ideen verfasste Ensemble-Mitglied Laura-Isabel Jung schließlich das Theaterstück „Reisebüro Grenzenlos“. Eine humorvolle Tragikomödie, die auf unterhaltsame Weise vermittelt, dass die Themen rund um Borderline & Co mitten im Leben präsent sind.
Emotional instabile Verhaltensmuster und andere Symptome von Borderline & Co sind in jedem Menschen angelegt – nur sind diese unterschiedlich stark ausgeprägt. Somit sind die Grundstrukturen von Borderline & Co zutiefst menschlich. Mit der künstlerischen und kulturellen Herangehensweise soll der Blick auf die Ressourcen gestärkt und deutlich gemacht werden: Ein förderlicher Umgang kann nur in einem gelebten Wir zum Tragen kommen, das das ganze soziale Umfeld (Familie, Schule, Peergroup, Partnerschaft, Arbeitswelt, …) einschließt. Borderline ist keine Krankheit, mit der ein einzelner Mensch infiziert wird, der dann zu behandeln ist. Nach dem heutigen Stand der Wissenschaft entwickelt sich eine emotionale Instabilität (Borderlinepersönlichkeitsstörung) nur im Zusammenspiel von sozialen, kulturellen und psychologischen Aspekten; sie wird also wesentlich durch das soziale Umfeld mitgeprägt. Nur wenn sich alle Mitbetroffenen in einen Veränderungsprozess begeben, können die Zukunftspotentiale genutzt und ein Ich, ein Du, ein Wir entstehen.
Für unser Verständnis von Ganzheitlichkeit ist es nur folgerichtig, dass bei den Aufführungen des Theaterstücks ein trialogisches Ensemble die Bühne bespielt. Dabei bilden die erfahrenen Experten in eigener Sache, Angehörige und ein Facharzt auch noch drei Generationen ab: von 11 bis über 60 Jahre ist die Altersspanne.
Damit wollen wir den ganzen Menschen ansprechen, in seinem Lebenszyklus und in all seinen Facetten. Und darüber wollen wir auch sprechen: Im Anschluss an das knapp eine Stunde dauernde trialogische Theaterstück steht der direkte Austausch des Ensembles mit dem Publikum. Und auch diese Bühne ist ein Ort jenseits von richtig und falsch.
So wie im Leben immer wieder neue Akteure das Handlungsfeld verändern, so hat sich im Laufe des von der AOK geförderten Projektes auch das Theaterstück verändert: Nach den ersten Aufführungen wurde es vom Ensemble um eine zusätzliche Rolle ergänzt. Dieses Theaterstück ist, wie alle unsere kulturell-künstlerischen Initiativen, eine herzliche Einladung, mit uns Borderline & Co dort zu begegnen, wo sich „Kunst und Leben treffen“: in gemeinsamen kreativen Spielräumen.
Gefördert durch die AOK – Die Gesundheitskasse in Hessen.
Impressionen
Premiere 2021
Abschlussvorstellung 2023
Projekt ARTline: Kunst-Ausschreibung für alle zu unserem Jahresmotto 2020
Was? Kunstausschreibung zu unserem Jahresmotto 2020: „Borderline & Co.-Beziehungen – instabile Verhaltensmuster erkennen, verstehen und verändern“
Für wen? Alle – keine künstlerische Vorbildung nötig
Wann? Einsendeschluss 11.09.2020
Teilnahmevoraussetzung? unterzeichnete Einverständniserklärung mit Teilnahmevereinbarung
Projekt ARTline
“Wenn es nur eine einzige Wahrheit gäbe, könnte man nicht hundert Bilder über dasselbe Thema malen.”
[P. Picasso]
“Jeder Mensch ist ein Künstler”, meinte Joseph Beuys. Darauf vertrauend haben wir alle dazu eingeladen, sich bewusst auf einen künstlerischen Prozess einzulassen und unser Jahresmotto mit den vielfältigen Möglichkeiten der bildenden Kunst auszudrücken bzw. zu interpretieren. Und so wurden zu unserem Jahresmotto 2020 Borderline & Co.-Beziehungen: instabile Verhaltensmuster erkennen, verstehen und verändern die verschiedensten Arbeiten eingereicht: Vom Gemälde über Objektinstallation und Assemblage bis zum Video. Es wurde gefilmt, gegossen, gemalt, collagiert … Wir setzten keine Grenzen und erhielten die Vielfalt, die wir uns wünschten.
Aus den eingereichten Arbeiten erstellten wir eine virtuelle Ausstellung. Eine Auswahl der dort ausgestellten Fotos der Werke haben wir vergrößert, auf einen stabilen Hintergrund gebracht und als analoge Ausstellung gestaltet. Wer einen temporären Ausstellungsort für sie hat, kann gerne über art@borderline-kassel.de Kontakt mit uns aufnehmen.
Als Impuls zur Auseinandersetzung mit den Werken dient der virtuelle Ausstellungskatalog. In ihm ist das ARTline-Projekt sowie die kuratorische Idee und Konzeption der Ausstellung erläutert. Schwerpunkt bilden die interpretatorischen Impulse zu den einzelnen Werken. Sie entstanden aus einem trialogischen Austausch zwischen Künstlern, Kurator und Betrachtern.
Zentrale Elemente des ARTline-Projektes sind zwei künstlerische Prozesse: Der eine ist im ausgestellten Werk verdichtet sichtbar, und der andere ist der Austausch über und die Auseinandersetzung mit den Werken. Bei beiden künstlerischen Prozessen geschieht ein Transformationsprozess. Wir holen ein Thema aus der Wirklichkeit, erforschen und bearbeiten es jedoch im Raum der Kunst. Wir lösen Begriffe, Themen, Gegenstände usw. aus ihren gewohnten Bezügen sowie aus der persönlich erlebten Wirklichkeit, und wir können so frei – insbesondere angstfrei – damit umgehen. So können neue Konstellationen entstehen und Bedeutungen sich verändern. So sehr uns die Phantasie dabei auch neue Sichtweisen gibt, bleiben wir so doch auf der Suche nach dem Wesen der Dinge. Auch wenn diese Suche letztlich immer weitergeht, gibt das daraus entstandene Kunstwerk oder das darüber geführte Gespräch doch einen Meilenstein des Weges wieder, der künstlerisch zurückgelegt wurde. Eine Wegstrecke, an der unsere Persönlichkeit wächst, das Selbstwertgefühl, das eigene Verstehen und das des Lebens …
Gefördert durch die AOK – Die Gesundheitskasse in Hessen.
Projekt Eltern-„Skills“
Wie schon zum fünfjährigen Bestehen, so wollte der Borderline Trialog Kassel auch sein 10-jähriges Bestehen 2018 nicht mit Selbstbespiegelung feiern, sondern inhaltlich wieder etwas Besonderes anbieten. So entstand die Projektidee „Skills“ für in Krisensituationen Hilfe und Rat suchende Familien anzubieten.
Schnell war klar, dass sich der Inhalt nicht auf Symbolik reduzieren darf. Vielmehr soll er Familien in der Krise konkret helfen. Vor allem Eltern, deren Kinder im Jugendalter von einer Borderline-Problematik oder selbstverletzendem Verhalten betroffen sind, sollten so aus dem Chaos und der Ohnmacht ihrer Krise geführt werden. Mit dem zu diesem Zweck verfassten Band „Vom Rettungsboot zum Leuchtturm. Ein persönlicher Begleiter für Eltern im Chaos der Gefühle“ und dem darin von Bärbel Jung beschriebenen Eltern-Leuchtturm-Modell konnte der Verein Eltern in der Krise etwas an die Hand geben, das sie emotional und mental unmittelbar entlastet, stabilisierend wirkt und mit dem sie sich zeitnah auf den Weg vom Chaos zur Klarheit machen können. Dank einer Spende der Kasseler Sparkasse konnten wir diesen Eltern-„Skills“ vielfach kostenlos an Eltern weitergeben.
Weitere Erhältlichkeit des Bandes:
Nach dem Ende des Projekts können interessierte Eltern den Band weiter im Buchhandel erhalten. Am einfachsten direkt beim Verlag: hier klicken
Oder über jede Buchhandlung:
Bärbel Jung: Vom Rettungsboot zum Leuchtturm. Ein persönlicher Begleiter für Eltern im Chaos der Gefühle.
Verlag: Books on Demand. Paperback, 140 Seiten, ISBN: 9783750437340
Stimmen zum Buch:
Manfred Desch, Vorsitzender des LApK Hessen e.V.: Machtvolle Emotionen wie Angst, Verzweiflung, Trauer und Verlust des Selbstvertrauens stehen einer selbstbewussten Elternschaft in Vertrauen schenkender Haltung gegenüber Kindern mit selbstschädigenden Verhaltensweisen im Weg. Dieses Paradox will aufgelöst sein. Verarbeitung und systematische Aufarbeitung eigener Erfahrungen im Umgang mit einer ehemals psychisch erkrankten Tochter ergab ein Manual zum Umgang mit emotionalem Chaos. Das Bild des strahlenden Leuchtturms steht für positive elterliche Signale an Kinder in chaotischen Lebens-Umständen. Warmes Licht, das den Weg nach Hause weist. Dieses Buch gehört aus meiner Sicht zusammen mit Josef Bäuml: „Was kann Psychoedukation“: Mit psychischer Krankheit in der Familie leben. Rat und Hilfe für Angehörige (Hg. BApK). Balance buch + medien Verlag, zur Pflichtlektüre für psychiatrische Beratungsgruppen.
Projekt Kiss-Jubiläum
Teilnahme am Fotoprojekt der KISS Kassel
Anlässlich ihres dreißigjährigen Jubiläums lud die KISS Kassel die Selbsthilfegruppen dazu ein, über ein Foto das Thema ihrer Selbsthilfegruppe darzustellen. Die Fotos wurden vergrößert, gerahmt und im Jubiläumsjahr im Kasseler Rathaus ausgestellt. Auch der Borderline Trialog Kassel beteiligte sich an der Aktion. Mit folgendem Foto drückte der Verein seine Haltung und sein Thema aus:
Projekt Familiensymposium
Projekt Familiensymposium: Was Familie trägt
Die Idee zum Familiensymposium kam, als der Verein Borderline Trialog Kassel mit einer Veranstaltung 2013 sein fünfjähriges Bestehen feiern wollte. „Sehr schnell wurde uns klar, dass wir dabei keine Lobreden auf uns selbst halten wollen, sondern uns ums Kerngeschäft kümmern“, so die Vorsitzende Bärbel Jung. Dank Fördergelder der AOK konnte so ein Familiensymposium geplant und vorbereitet werden. Das Ziel der Veranstaltung formulierte Bärbel Jung so: „Wir wollen den Teilnehmern einen Impuls mitgeben, der ihnen Handlungsalternativen zur Resignationsfalle aufzeigt. Gleichzeitig geht es auch um einen sozialen Impuls: Familie als tragender Grund unserer Gesellschaft.“
Zwar wurde das Datum mit dem 9. November 2013 nicht gezielt auf den Jahrestag des Mauerfalls gelegt, doch das passt, fand Jung: „Die innerfamiliäre Mauer zwischen Betroffenen und anderen Mitgliedern muss genauso fallen wie die Mauer zwischen den Helfersystemen. Sonst verpassen wir viele Chancen.“
Vorträge, Workshops und Dialogrunden prägten das Symposium ebenso wie Infostände und ein Medientisch. So verschieden die Formen des Austausches waren, die dialogische Grundhaltung zog sich durch die ganze Veranstaltung. Entscheidend war, dass sich die ca. 70 Teilnehmer und Teilnehmerinnen auf Augenhöhe begegneten, ob Betroffene, Familienangehörige, professionelle Helfer, Wissenschaftler oder einfach Menschen, die sich für Familie im Zusammenhang mit Borderline interessierten. Unter anderem konnten wir für die Mitwirkung gewinnen: Dr. Martine Micol-Grösch, die damalige Oberärztin der DBT-Borderlinestation Vitos Kurhessen in Bad Emstal, sowie als Expertinnen in eigener Sache die Autorin Christiane Tilly und die Redaktionsmitglieder der Borderline-Experten-Selbsthilfe-Zeitschrift „GRENZPOSTen“.