Maskenpflicht im Kontext von Psychotherapie

Liebe Listenmitglieder, ich will es einmal sehr direkt und ganz unumwunden sagen: Wer PsychotherapeutInnen zwingt, ihren PatientInnen gegenüber eine Maske zu tragen – siehe die eindeutige Stellungnahme unten -, hat entweder überhaupt nichts von Psychotherapie verstanden, ist von gerade zu erschreckender Ahnungslosigkeit oder so gleichgültig gegenüber dem Leid der PatientInnen, dass sich die KollegInnen in NRW u.a. betroffenen Bundesländern fragen sollten, ob sie das nicht als ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit einordnen und zivilen Widerstand leisten sollten.

Als Traumatherapeutin habe ich über 30 Jahre Erfahrung in der Behandlung von Menschen mit Traumafolgestörungen. Was ich derzeit erlebe, besonders seit heute, dem Tag, an dem die Maskenpflicht überall in ÖPNV und Geschäften eingeführt – und in einigen Bundesländern auch verpflichtend selbst in Psychotherapie-Praxen eingeführt wurde, ist, dass traumatisierte PatientInnen durchweg

  •   Mit äußersten Angstzuständen reagieren („Man kann die Gesichter nicht lesen“ – „Das sind alles Zombies“ – „Ich ersticke unter diesen Dingern“ – „Ich traue mich nicht, das Attest zur Nichtnutzung aufgrund medizinischer Gründe zu nutzen, da ich von anderen angesprochen werde, warum ich die Maske nicht trage“ – „Die Leute glauben, sie sind unter den Dingern geschützt und kommen einem so vermummt wieder viel zu nah“ – „Masken kenne ich aus anderen Zusammenhängen, von Tätern nämlich; ich habe eine Panikattacke nach der anderen bekommen“ – „Bin draußen zusammengebrochen“ – „Sie haben mich in die Geschlossene gebracht, weil ich so geschrieen habe“ – „Bin unverrichteter Dinge aus dem Supermarkt nach Hause, nachdem in stundenlang wie erstarrt dagestanden habe“….
  • Sich nicht mehr aus dem Haus trauen, obwohl „keiner da“ ist, der für sie einkaufen könnte: Kein Kinderschutzbund (alle zu Hause), keine ambulante Betreuerin (in (Zwangs-)Urlaub oder Quarantäne), keine Beratungsstelle (zu), keine Psychotherapeutin (Praxis geschlossen, oder nur Telefon oder Video, was für komplex Traumatisierte oft keine Alternative ist), keine Klinik (nur akute Notfälle)….
  • Sich vermehrt verletzen, weil sie keine Möglichkeit mehr sehen, Hilfe zu bekommen
  • In äußerste Unruhezustände verfallen, weil sie keine Möglichkeit mehr sehen, „draußen herumzulaufen, um sich abzureagieren“
  • Von Flashbacks überflutet werden, die niemand mehr auffängt (wenn wir es nicht tun, sie SEHEN, ihnen BEISTEHEN)
  • Suizidal werden, wo sie es ohnehin nicht schon waren, jetzt vermehrt und massiv.

Dass Psychotherapie-Kliniken, -Praxen, Beratungsstellen, Betreuungseinrichtungen, Ergo-, Physio-, medizinische Sportmöglichkeiten „unter Corona“ einfach geschlossen wurden, deutet auf eines hin: Die derzeitige Politik glaubt, auf uns verzichten zu können. Die Folgen, so sie überhaupt beschrieben werden: extreme Zunahme an Stress und Gewalt, scheinen bei Entscheidern überhaupt keine Rolle zu spielen. Man will „das Virus“ eindämmen. Kollateralschäden werden dabei in Kauf genommen. Hinzu kommen Fake News aller Art, die auch von offiziellen Medien verbreitet werden. In meiner Hauszeitung „Göttinger Tageblatt“ stand die Überschrift: „Keine Zunahme häuslicher Gewalt“ unter Corona. Ich rieb mir die Augen. Im Text stand dann, das Ministerium habe die einschlägigen Beratungsstellen und anderen Einrichtungen seit dem Lockdown befragt, und „keine Zunahme“ der Zahlen von Gewalttaten festgestellt. Dass die meisten Einrichtungen derzeit gar keine Zahlen liefern können, da sie NICHT ODER NUR EINGESCHRÄNKT ARBEITEN, schien keine Rolle zu spielen.

Liebe KollegInnen und alle Mitlesende – diese Mail darf gern verbreitet werden:

Wehrt Euch gegen diese Bestimmungen. Unsere PatientInnen müssen unser Gesicht erkennen können, ganz besonders die TraumapatientInnen. Sie müssen auch in unsere Praxen KOMMEN können – derzeit ist es für sie ein Alptraum. Nach allem, was wir wissen, reichen Hygienemaßnahmen und eine physische Distanz von 1,5 – 2 Metern völlig aus, um die Ansteckungsgefahr so gering wie möglich zu halten. Masken schützen nicht ausreichend und verbreiten sogar noch die Illusion, man könnte die physische Sicherheits-Distanz jetzt vollkommen außer Acht lassen. Manche KollegInnen versuchen, durch Plexiglasscheiben etc. den Bedingungen noch irgendwie genügen zu können, aber bitte seid nicht so defensiv! Wehrt Euch aktiver, stelle Petitionen ins Netz – eine, noch recht vorsichtig gehaltene, ist schon im Umlauf -, klärt auf, macht Pressearbeit (ich gehe am Samstag in die Livesendung „DAS!“ von NDR 3 (18. 45-19.30),  um Klartext zu reden.  Psychotherapie mit Maske ist ein absolutes No-Go!

Liebe Grüße von einer über diese Art von Politik sehr zornigen Listenchefin

Michaela Huber (Deutsche Gesellschaft für Trauma und Dissoziation, 1. Vors.)

Psychotherapie, Supervision, Ausbildung in Traumabehandlung

Söseweg 26, D – 37081 Göttingen

www.michaela-huber.com

www.dgtd.de

Twitter: @MichaelaHuber11

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